Walter Piston

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*  20. Januar 1894

†  12. November 1976

von Henning Eisenlohr

Essay

Walter Piston hat fast ausschließlich Instrumentalmusik komponiert, die zur Aufführung im Konzertsaal bestimmt ist. Ausnahmen bilden das Ballett The Incredible Flutist (1938) und die beiden Vokalwerke Carnival Song für Männerchor, vier Hörner, drei Trompeten, drei Posaunen und Tuba (1938) sowie Psalm and Prayer of David für Chor, Flöte, Klarinette, Fagott, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass (1958). Seine langjährige Lehrtätigkeit in Harvard, die den Großteil seines Lebens ausfüllte, und die handwerkliche Solidität im Umgang mit der Sonatensatzform und kontrapunktischen Techniken haben dazu geführt, dass Pistons Musik als „elegant“ und „konservativ“ zugleich charakterisiert wurde (vgl. Pollack 1992, 8). Häufig wurden seine Werke als Musterbeispiele eines musikalischen „Akademismus“ rezipiert, was sowohl anerkennendes Lob als auch vernichtende Kritik bedeuten kann (vgl. Carter 1946, 127). Aaron Copland bemerkte, dass er Pistons Musik zwar nicht so trocken und uninteressant fände wie die anderer Kollegen, Piston aber so wenig experimentierfreudig sei, dass es über ihn Ende der 1960er-Jahre nicht mehr zu sagen gäbe als das, was er (Copland) schon Anfang der 1940er-Jahre gesagt habe (vgl. Copland 1968, 133f.). Andere, zum Beispiel der Komponist Israel Citkowitz, interpretierten Pistons Musik als vollgültigen Ausdruck eines musikalischen Klassizismus, der in ...